Mit der Norm EN 892 werden Kletterseile geprüft, die dynamisch sind. Das heißt, sie bieten im Gegensatz zu statischen Seilen, wie man sie bei der Höhlenkunde oder beim Canyoning findet, eine gewisse Seildehnung, um einen möglichen Sturz beim Klettern möglichst sanft abzufangen.
Deutscher Titel der DIN EN 892
Die EN 892 wird mit folgendem Titel geführt:
Bergsteigerausrüstung – Dynamische Bergseile – Sicherheitstechnische Anforderungen und Prüfverfahren
Die aktuelle Fassung der Norm (Stand 12.6.62020) wird mit Din EN 892:2016 12 bezeichnet. In der deutschen Fassung trägt sie die Abkürzung EN 892:2012+A1:2016. Das heißt, das Datum der Überarbeitung wird hinten angehängt, damit man weiß, von welcher Fassung der Norm gesprochen wird.
Seiltypen, die die EN 892 abdeckt
Wie bereits erwähnt, fallen unter die DIN EN 892 alle dynamischen Kletterseile. Dies sind im Einzelnen die folgenden Seiltypen:
Anforderungen an Kletterseile laut Norm
Im Einzelnen definiert die EN 892 folgende Eigenschaften, bei denen ein ein Kletterseil je nach Typ bestimmte Anforderungen erfüllen muss, um als solches im Handel geführt werden zu dürfen:
- Anzahl der Normstürze
- Fangstoßkraft
- Seildehnung
- Knotenweite
- Mantelverschiebung
- Gewicht
- Durchmesser
Anforderungen an Einfachseile
Einfachseile haben in der Regel einen Durchmesser von 8,9 bis 11 mm. Sie werden im Einzelstrang zum Klettern genutzt und müssen aus dem Grund die höchsten Anforderungen erfüllen:
- Normstürze: mind. 5 (80 kg bei Sturzfaktor 1,75)
- Fangstoß: max. 12 kn (bei erstem Normsturz)
- Seildehnung: max. 10% bei statischer Belastung mit 80 kg und max. 40% bei erstem Normsturz
- Knotenweite: max. das 1,1-Fache des Seildurchmessers
- Mantelverschiebung: max. 1%
- Gewicht: 52 – 88 Gramm (Mantelanteil mind. 50%)
- Durchmesser: 8,9 bis 11 mm (gemessen mit 10 kg statischer Last)
Anforderungen an Halbseile
Halbseile werden oft im alpinen Bereich eingesetzt. Der Vorteil im Vergleich zum Zwillingsseil liegt in der Möglichkeit, dass man mit zwei Halbseilsträngen auch zwei Nachsteiger sichern kann. Bei Zwillingsseilen ist dies nicht erlaubt, da Zwillingsseile immer nur im Doppelstrang eingesetzt werden dürfen.
Halbseile weisen in der Regel einen Durchmesser von 8 bis 9 mm auf. Die Anforderungen an Halbseile (Prüfung im Einzelstrang) werden so aufgeschlüsselt:
- Normstürze: mind. 5 (55 kg bei Sturzfaktor 1,75)
- Fangstoß: max. 8 kn (bei erstem Normsturz)
- Seildehnung: max. 12% bei statischer Belastung mit 80 kg
- Mantelverschiebung: max. 1%
Anforderungen an Zwillingsseile
Zwillingsseile dürfen grundsätzlich nur im Doppelstrang verwendet werden. Eingesetzt werden sie im alpinen Bereich, wobei in jede Expresse immer beide Stränge geklippt werden (anders als bei Halbseilen, wo immer abwechselnd ein Strang geklippt wird). Zum Abseilen dürfen beide Stränge verknotet werden, um sich dann am Doppelstrang abzuseilen (wie beim Halbseil).
Die Anforderungen nach der DIN EN 892 sehen wie folgt aus:
- Normstürze: mind.12 (80 kg bei Sturzfaktor 1,75)
- Fangstoß: max. 12 kn (bei erstem Normsturz)
- Seildehnung: max. 10% bei statischer Belastung mit 80 kg
- Mantelverschiebung: max. 1%
Zusammenfassung der EN 892
Bei Seiltests geht es in der Hauptsache um den Sturztest. Dieser wird mit dem Normsturz durchgeführt, der eine Belastung darstellt, welche in der Praxis vermutlich nicht vorkommt.
Die folgende Tabelle, die ich bei Edelrid (PDF) gefunden habe, zeigt die wichtigsten Kennzahlen bei den verschiedenen Seiltypen: